Die Spur der Steine

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Die vergessene Handwerkskunst der Steinschläger in der Mark

"Ein Stein wird nicht zerschlagen, er wird zerkuckt"  - eine alte Steinschlägerweisheit. Aber wer weiß heute noch, wie man kucken muss, damit der Stein zerfällt?                                               

 Der  massenhafte Steinabbau begann mit der Besiedelung und  Christianisierung Mitteleuropas. Man nutzte Materialien, die sich relativ leicht beschaffen ließen. Im südlichen Raum und in den Mittelgebirgen wurde vorrangig mit Sand- und Kalkstein gebaut. In der norddeutschen Tiefebene verwendete man hauptsächlich Granite, die durch die Eiszeit aus Skandinavien herangeschoben worden waren, deshalb auch Geschiebe genannt.

 Es bildeten sich zwei Handwerkszweige heraus: die Steinschläger oder Steinbrecher, die das Rohmaterial so bearbeiteten, dass es sich transportieren und weiterverarbeiten ließ (sog. Hau-Steine), und die Steinmetze, die aus den roh behauenen Blöcken Form- oder sog. Werksteine sowie Ornamente fertigten. Die Blütezeit des damaligen Steinabbaus war vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, die Steine wurden zu dieser Zeit 5-seitig behauen (gequadert), um besser verbandsgerecht vermauert werden zu können. Die Quaderung von Natursteinen wurde von den Römern übernommen und stellte eine sehr aufwendige Methode dar, einen Stein zu bearbeiten, weshalb sie meist nur für den Bau von Sakralbauten Verwendung fand.

In den folgenden Jahrhunderten geriet diese Bauweise in Vergessenheit, erst im 18. Jahrhundert kam es zu einer Renaissance im  Steinschlägerhandwerk, die mit der Reformation des Preußischen Staatswesens unter Friedrich II. (von Preußen) begann.

Bis dahin war auf dem Lande Lehmstakenfachwerk mit Reet oder Strohdeckung vorherrschend gewesen, so dass Brände an manchen Orten verheerende Ausmaße hatten. Das bewog den preußischen Staat zu neuen feuerpolizeilichen und baugesetzlichen Verordnungen, nach denen nicht brennbare Baumaterialien, wie Feldsteine oder Ziegel, eingesetzt werden sollten. Gebrannte Ziegel waren jedoch für die Mehrheit der auf dem Lande lebenden Bevölkerung zu teuer, zudem war Feldstein hier ein leicht zu beschaffender Baustoff, Scherzbolde behaupteten sogar, er wüchse auf den Feldern. All dies führte zu einem zunehmend gewerblichen Abbau von Feldsteinen.

Durch den gestiegenen Bedarf an Feldsteinen kam es dann aber in der Nähe von Städten zu einer Materialknappheit, darum erließ die Kreis- und Domänenkammer 1763 ein eigenes Gesetz, das jeden nach der Stadt fahrenden Bauer verpflichtete, zwei Feldsteine am Stadttor abzuwerfen.   

Im Gegensatz zur mittelalterlichen Steinbearbeitung wurden die Steine aber nur noch so behauen, dass sie an der Sichtseite des Mauerwerks eine gerade, bruchraue Oberfläche aufwiesen. Da das Geschiebe durch die Eiszeit stark abgerundet war, entstanden beim Vermauern dieser Materialien recht breite Fugen, die man durch Auszwickeln (Einfügen kleiner Steinstücke in die Fugen) schloss.

Mit beginnender Industrialisierung verlor das Steinschlägerhandwerk an Bedeutung. Neue Baustoffe wie z.B. Beton, der formbar war,  kamen zum Einsatz, Feldsteine hingegen wurden nur noch in Form von Schotter und Splitt in mechanisierten Brecheranlagen als  Zuschlagstoff für die Betonherstellung verarbeitet und damit starb das Handwerk des Steinschlägers aus.

      

 

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